Ich erkenne dich an der Klinge

Mein Vater erschien mir,
mit diesem Lächeln auf den Lippen,
dieses Lächeln das seine
Herzenswärme ausdrückte.
Er konnte einen anschauen und Du wusstest
Dass dieser Mann die Güte ist.
Er beglückwünschte mich und sagte
Früher warst Du der Jüngere
Jetzt bist Du inzwischen vier Jahre älter
Als ich geworden bin.
Und ich fragte ihn wie es ihm geht
Fragte nach Mama und ob sie
im Himmel gemeinsam sind
So wie er es immer versprochen hat
Und sein Lächeln sagte mir, dass dies der Fall sei.
Dann erzählte ich von mir
Er kannte bereits alles
Bis unser Gespräch
Auf sein Lieblingsthema kam: Hellas

Und mein Vater meinte:
Ich habe französische Politiker gesehen
Ich habe deutsche Politiker gesehen
Und ich habe griechische Politiker gesehen
Und alle waren im selben Puff
Und jeder ist Patriot.
Ich habe französische Banker gesehen
Ich habe deutsche Banker gesehen
Und ich habe griechische Banker gesehen
Und alle waren stets korrupt
Und immer beherrschten sie den Staat.

Die Griechen mein Junge, fuhr mein Vater fort
Die Griechen tun es kultiviert.
Griechenland war stets das Ziel der Eroberer
Und mit ihrer Verschleppungstaktik
Plünderten sie unsere Schätze
Nicht diese von Aristoteles, Demokrit und Sokrates
Nicht diese von Tsitsanis, Loizos und Zambetas.
Wir wurden auf den Boden gezerrt
Man trocknete uns aus
Aber das griechische Volk behielt seine Würde
Das, was wir Hellenismus nennen.

Aber das Mark der griechischen Psyche
Wurde verwundet jedoch niemals besiegt.
Bouboulina und Kolokotronis waren die Helden
Die Sieger waren englische Banken
Und man verkaufte sich jedem
Der Geld verleihen konnte
Ein Drittel dieses Geldes wurde
Als Bürgschaft zurückbehalten
Ein Drittel wurde verwendet, von
Bürgen Waffen zu kaufen
Das andere Drittel diente,
Die Korruption aufleben zu lassen.
Und diese Bestechlichkeit war die heimliche Hymne
Nicht Solomos hat unsere Hymne geschrieben
Banker und Politiker waren es.

Das Baby Hellas
Hatte die Krankheiten eines Greises
In der Zeit als in Mitteleuropa
Die Industrialisierung ihren Anfang nahm
In der Zeit ist Griechenland
Viermal Bankrott gegangen.

Und an Deinem elften Geburtstag mein Sohn
Haben diese Verräter, diese Schufte, diese Gangster
Griechenland noch einmal verkauft.
Nicht die Akropolis oder Likawitos
Nicht Kreta oder Rhodos
Sondern unsere Vorstellungen.

Sie haben uns kämpfen lassen
Die sogenannten sauberen Alliierten
Man Bekämpfte einen Schnauzbart in Berlin
Der zur willkommensten Zeit anwesend war
Man ließ uns Griechen ausbluten
So wie sie es heute versuchen
Griechenland jedoch mein Sohn
Zahlte alle Schulden zurück
Alle Schulden der letzten 140 Jahre
Und die drei Teufel
Papandreou, Mitsotakis und Karamanlis
Benutzten fortan
Goldenes Toilettenpapier.

Die Schulden waren das Eine
Die Zinsen dreimal so viel.
Und dann kam die Militärjunta
Und aberwitzig aber wahr
Eine längere Zeit des Friedens.
Die neue Religion nannte sich EWG
Und die drei Teufel setzten neue Gebote ein
Das Parteibuch war die Bibel
Die Bequemlichkeit diente zur Gehirnwäsche.
Jedem Griechen wurde in die Wiege gelegt
Dass nicht Arbeit gleich Lohn bedeutet
Sondern Verrat und Trägheit.
Das Wort „ehrlich sein“ hieß Vetternwirtschaft
Und die Jahre vergingen
Aber die Politiker blieben.

Ja, ich kenn’ dich an der Klinge deines Schwerts, so scharf und blank, wie auf diesem Erdenringe schreitet dein gewalt’ger Gang.
Der du aus der Griechen Knochen wutentbrannt entsprossen bist, die das Sklavenjoch zerbrochen, holde Freiheit, sei gegrüßt!

Und der neue Zeus hieß fortan Goldman Sachs
Frankreich und Deutschland verkauften Waffen
Und das Kapital hieß „neue Schulden“
Das griechische Wunder erblickte das Licht der Welt
Dieses Wunder jedoch wurde blind geboren.
Günstlingswirtschaft, Kumpanei
Spezlwirtschaft würde Konstantin Wecker sagen

Und man fuhr mit der Selbstzerstörung fort
Mit Tricks und faulem Zauber
Die Katharsis-Konzeption von Aristoteles
Wurde totgesungen
Schattenwirtschaft, Bürokratie, Selbstbedienung
Hat Glauben, Hoffnung Liebe ersetzt
Und wäre nicht die Weltwirtschaftskrise 2008
Wäre alles beim alten.
Die Monopolisten hätten weiter monopoliert
Die Reichen würden noch reicher und
Die Griechen die Deppen Europas
Und man hörte fortan von Hilfspaketen
Schuldenspritzen
Schuldenerlass
Und Olivenöl kam auf einmal von
griechischen Oliven
Und Tomaten schmeckten wieder besser
Weil es griechische waren
Das  Fladenbrot aus griechischem Mehl.

Das Land übernahm die Troika
Der Toilettendeckel wurde zur Reinemachefrau
Und der Sumpf zur Depression
Und wieder kommt ein neuer Tag
Man streitet, man versöhnt sich
Man verspricht, man hintergeht
Und der Depp ist der kleine Mann
Zweifellos
Wir brauchen Waffen
Genau wie ein Sterbender eine Fernbedienung
Zweifellos
Die Griechen sind nicht unschuldig
Trägheit hat die Staatskassen geleert
Und die Vernunft verjagt
Trotz alledem
Wird der Grieche aufstehen wenn die Bouzouki spielt
Sich drehen wenn ein Zembeikiko erklingt
Wird seinem Nachbarn die Hälfte seines
Brotes geben
Dem Fremden eine Bleibe
Wird Tränen in den Augen haben
Wenn die Hymne der Freiheit gespielt wird

Mein Vater sah müde aus
Als er mich am Arm nahm und sagte
Steh auf Junge
Schalte das Radio ein, lass uns gemeinsam singen

Ja, ich kenn’ dich an der Klinge deines Schwerts, so scharf und blank, wie auf diesem Erdenringe schreitet dein gewaltiger Gang.
Der du aus der Griechen Knochen wutentbrannt entsprossen bist, die das Sklavenjoch zerbrochen, holde Freiheit, sei gegrüßt!

Der Ymnos is tin Eleftherian (griechisch Ύμνος είς την Ελευθερίαν ‚Hymne an die Freiheit‘) ist die Nationalhymne Griechenlands. Der Text entstammt dem gleichnamigen, 1823 von Dionysios Solomos geschriebenen Gedicht aus 158 Vierzeilern, die Musik stammt von Nikolaos Mantzaros.