Es ist nicht wahr

Ich wehre mich gegen die Behauptung
Dass ich mich verliebt habe
Das gibt es nicht
Das hat es nie gegeben

Ich wehre mich gegen die Behauptung
dass allein die Gewissheit
Dass Du im Raum bist
Vivaldi-Klänge hallen lässt

Ich wehre mich gegen die Behauptung
Dass Deine Anwesenheit
Mich schweben lässt.
Es ist auch nicht wahr
Dass, wenn sich Deine Brüste zum Atemzug
Erheben, ich der Sauerstoff sein möchte.

Es ist nicht wahr, dass jede Stadt, in der Du bist
Mir als New York erscheint
Es ist nicht wahr, dass jeder Schritt von Dir
Mir sagt:
Lass uns drei Tage ins Universum fliegen
Es ist auch nicht wahr
Dass ich jedes Mal, wenn ich über eine Brücke fahre
Die Augen schließe.

Moral ist für solche
Die sie sich auch leisten können
Verantwortungsbewusstsein ist ein anderes Wort.

Wo beginnt alles und wo endet alles,
Bei der Geburt und dem Tod oder
Beim Beginn der Mittsommernacht ?
Wahrscheinlich muss ich wieder so
Dermaßen auf die Nase fallen
Um mich nicht mit Dir zu messen.
Riskant sind die Tabletten nicht
Auf dem Beipackzettel gibt es keinen Hinweis
Und wenn
Bekommt man diesen nicht zu sehen.

Denken ohne Hindernis
In den Fängen von Raubvögeln

Schattenlose Straßen umzingeln die Stadt
In der gesichtslose Masken
Ihr Unwesen treiben.
Und dann kommst Du
Mit der Offenbarung in den Augen
Und die Nachtmusik beginnt.

Ich wehre mich gegen die Behauptung,
Dass die Liebe so stark sein kann,
Dass der Unterschied zwischen
Gut und Böse verschwimmt.
Ich wehre mich gegen die Behauptung,
Dass Weinen die Seele reinigt.

Es ist nur schlichte Sehnsucht,
Die mich regiert
Nach der anonymen Liebe,
Die es nicht gibt
Und trotzdem
Krallen in mein Herz einrammt.

Es gibt so vieles, was nicht gesagt ist
Und noch so viel mehr,
Was nicht gesagt werden kann.
Lass mich trotzdem die Behauptung äußern,
Dass du mein Leben gerettet hast,
Da ich unfähig war
Belastungen zu vermeiden.

Alles sieht so anders aus.
Von jetzt an vertraust Du mir
Und ich vertraue Dir
Ein bizarres Verantwortungsbewusstsein
Im Wolfsgehege.

Ich wehre mich gegen die Behauptung,
Deine Augen wären Kristalle.
Es ist auch nicht wahr,
Dass Dein Lächeln
Armeen entwaffnet.
Es ist verlogen,
Dass mein Herz zerspringt,
Wenn Du bekümmert bist.

Dein Name allein ist Hoffnung,
Das Meer weit
Und bei einer möglichen Sintflut
Verweise ich auf mein kaltes Herz

Im Glashaus der Herrscher
Hast Du einen Logenplatz
Und was Du auch sagst
Es sind  zauberhafte, süße Worte
Von denen ich nachts im Traum
Alle, der Reihe nach wiederhole
Ohne Scheu
Disziplinlos
Als wollte ich Götzenanbetung betreiben.

Was kann es noch geben?
Ölbäume
Palmen
Schattenlose Zypressen
Wolken ziehen auf
Und mit nur einem Handtuch bekleidet
Erscheinst Du auf der Veranda
Und hältst Hof.

Ich wehre mich gegen die Behauptung,
Dass ich mich verliebt habe,
Das gibt es nicht,
Das hat es nie gegeben.

Ich wehre mich,
Bis ich erkenne, wie wehrlos ich bin.