Im Notariat

Im Notariat

Bezüglich unserer Wohnung in Kreta musste ein Notar aufgesucht werden.
Nach dem siebten Anruf bekam meine Cousine Eleni einen Termin beim Notar für mittwochs 10:00 Uhr. Eleni meinte, dass die Notarin doch nie vor 11:00 Uhr erscheint und sie würde gegen 10:30 Uhr erst mal anrufen, ob jemand dort wäre, schließlich benötigen wir keine fünf Minuten bis zur Kanzlei.
Schlussendlich betraten wir um genau 10:52 das Büro. Der sehr großzügig bemessene Schreibtisch der Notarin war zu dreiviertel mit Akten voll gestapelt, genau wie der runde Bestelltisch und der große Besprechungstisch am Fenster mit dem wunderschönen Blick auf Heraklion. Farbenfrohe Ordner lagen kreuz und quer. Da seit dem August 2013, was bauliche Maßnahmen anbelangt, neue Gesetze verabschiedet worden waren, erzählte uns Tina, die knapp sechzigjährige, kettenrauchende und nach dem erstem Studium der Regalwand hinter ihr zu urteilen, dem Whisky nicht abgeneigte Notarin, mussten wir einige Beglaubigungen erneut bestätigen lassen. In diesem Moment ertönte die Stimme ihrer Sekretärin: „Manolis lässt sich nicht abwimmeln.“ Tina griff zum Hörer, hörte kurz zu, sagte drei Mal ja, um dann lauthals in den Hörer zu brüllen: „Geh doch zum Teufel, du Dreckskerl“ (hier verbietet  es mir mein gute Erziehung, die darauf folgenden Worte originalgetreu wiederzugeben).
Tina zündete sich eine neue Zigarette an, obwohl eine halbgerauchte im Aschenbecher vor sich hin qualmte und sagte, dass dieser besagte Manolis ein Gauner wäre. Er als Architekt und Bauleiter war von einer Engländerin namens Sarah Hunter beauftragt worden, eine Immobilie zu kaufen. Giannis X. jedoch wollte mitten in Heraklion sein kleines Häuschen verkaufen, weil er jetzt im vierten Jahr arbeitslos war und in sein Heimatdorf Fodele zurückgehen wollte. Seine Frau und die drei Kinder waren seit drei Monaten schon wieder zurück. Manolis, der sich in der Baubranche seit über dreißig Jahre tummelt, ist so gerissen und verzögert den Kauf geschickt, um immer wieder Provisionen bzw. irgendwelche Gebühren zu kassieren. Er erfindet ständig neue Gesetze, damit Sarah einmal € 600. — dann wieder € 1000. — und so weiter überweisen musste und Giannis gegenüber erklärt er, dass er doch wüsste wie diese Ausländer wären, die wollen einem über den Tisch ziehen, und deshalb würden sich die Verhandlungen in die Länge ziehen. Die ersten Unterlagen hatte die Notarin guten Gewissens beglaubigt, als jedoch der besagte Manolis mit einer dritten und vierten neuen Steuer ankam, warf ihn Tina kurzerhand raus. Sie war nicht gewillt, diese Spielchen mitzumachen. Sie hofft auf die Solidarität ihrer Kollegen, aber  Manolis wird sicherlich einen anderen Notar finden.
Trotz allem, wie sagt mein Cousin Kostas: Lieber Gott, wir haben doch nur ein Leben, danke dass ich es als Grieche leben darf.

Im Kloster Savathianon

Im Koster Savathianon

In diesem idyllisch gelegenen Nonnenkloster unweit von Heraklion wollten wir die Osternacht verbringen. Unsere griechische Verwandtschaft sagte uns, dass wir das Auto weit weg parken müssten und uns den Weg zum Kloster mit Hilfe von Kerzenlicht suchen müssten. Wir natürlich, als  moderne Menschen, nahmen Taschenlampen mit. Kaum hatten wir den angekündigten Fußmarsch angetreten, waren wir auch schon da. Griechen und ihr Einschätzen von Entfernungen benötigt eine separate Geschichte. Es war eine wunderbare Atmosphäre, und das, was Cousine Vasso sagte, nämlich dass die Gebete und Psalmen der Nonnen unsere Ohren erfreuen würden, war auch nicht übertrieben.
Es war wirklich so wunderschön, dass wir uns fest vorgenommen haben, das kommende Osterfest auch hier in Savathianon zu erleben.
Am Folgetag waren wir immer noch begeistert und  beschlossen, das Kloster bei Tageslicht zu besuchen. Wir erfuhren, dass das Kloster während der Türkenherrschaft 1669 zerstört worden war, und als die damaligen Bewohner, es waren Mönche, viele Jahre nach ihrer Vertreibung als alte Männer zurückkehrten, fanden sie nur Ruinen vor. Sie bauten das Kloster erneut auf. Ende des 19. Jahrhunderts starb der letzte Mönch, der das Kloster bewohnte. Erst nach dem zweiten Weltkrieg kamen Nonnen vom Peloponnes und hauchten diesem wunderschöne Kloster und den herrlichen Gärten wieder Leben ein.
Was wir in der Osternacht nur andeutungsweise wahrgenommen hatten, kam uns an diesem Julitag noch erhabener und göttlicher vor. Eine Stille umfing uns, ok, nicht ganz, weil zwei kleine Kindergartenkinder sich gegenseitig mit Grasbüscheln bewarfen und dabei schrien und tobten, während ihre Mütter, auf einer Bank sitzend und rauchend, sich ebenfalls so lautstark unterhielten, dass sie mit Sicherheit auf der 416 m hohen Bergspitze des Vovias Vounou zu hören waren. Sie sahen uns kommen und wurden um wenige Dezibel leiser, als wir an der Außenanlage der Kapelle zwei Kerzen anzündeten.
Wir gingen den mit Steinen angelegten Weg weiter und jeder Meter Garten, den wir zu Gesicht bekamen, war schöner und interessanter als der zuvor. Einige Meter entfernt machte sich eine Nonne an einigen Pflanzen zu schaffen, und wie immer erfasste mich die Neugier und der Wunsch nach Unterhaltung. Erstens bin ich orthodox, zweitens beherrsche ich die Sprache, also legte ich los und fragte die Nonne, die weiterhin unbeirrt vor sich her arbeitete: „Ehrwürdige Mutter, guten Tag. Können Sie uns sagen was das für Blumen sind?“ Sie zeigte keine Reaktion. Sie musste uns doch gehört haben, wir waren doch nur zwei oder drei Meter entfernt und wir sprachen griechisch miteinander. Ich wiederholte die Frage. Nichts! Doch, wenige Sekunden später drehte sie sich zu uns um und nickte stumm. Wie gesagt, ich bin orthodox und begriff deshalb, dass die Nonne sicherlich ein Schweigegelübde abgelegt hatte, und schon war es mir peinlich, sie angesprochen zu haben. Ich nickte ebenfalls stumm und wir gingen weiter.
Als wir wieder zurückkehrten, wollten wir noch zur zweiten kleinen Kirche gehen, die dem Heiligen Antonius geweiht ist. Hier zündeten wir ebenfalls zwei Kerzen an, bekreuzigten uns und wollten die Kirche wieder verlassen, als eine andere Nonne, die in ihrer Bibel las, den Kopf hob und sagte: „Gott mit Euch.“
„Vielen Dank“, sagten meine Frau und ich gleichzeitig, und schon erhob sie sich und reichte uns die Hand. „Wartet, ich gebe Euch ein kleines Heftchen über unser Kloster mit“, sagte sie. Wir bedankten uns nochmals und beim Gehen fragte ich vorsichtig, ob nicht alle Nonnen ein Schweigegelübde abgelegt hätten. „Schweigegelübde? Nein das haben wir nicht.“ Als ich nach der älteren Nonne fragte, die im Garten draußen arbeitete, schaute sie mich lächelnd und ohne Ironie an. “Sie sprechen sicherlich von der Moni Ioanna, sie hört nichts, schon seit vielen, vielen Jahren.“
Als wir wieder im Auto waren, sagte meine Frau nichts, aber ich begriff, dass sie meine Vermutung mit dem Schweigegelübde doch sehr amüsierte.
Wie sagt mein Cousin Kostas: Lieber Gott, wir haben doch nur ein Leben, danke dass ich es als Grieche leben darf.

Girechische Sprache-schwere Sprache

Griechische Sprache-schwere Sprache

Wikipedia sagt:
….das in der Antike verwendete und heute an den Schulen gelehrte Altgriechische und das heute in Griechenland gesprochene Neugriechische sind verschiedene Stufen der griechischen Sprache. Griechisch hat eine Schrifttradition von über 3400 Jahren. Mit Ausnahme der aramäischen und der chinesischen Sprache ist keine andere lebende Sprache über eine so lange Zeit schriftlich überliefert. Die abendländische Kultur ist maßgeblich durch die Sprache und Kultur des antiken Griechenlands geprägt. In griechischer Sprache beginnt die europäische Literatur, Philosophie und Wissenschaft. In zahlreichen Lehn- und Fremdwörtern ist Griechisch in vielen modernen Sprachen lebendig.
Jeder, der die griechische Sprache nicht mit der Muttermilch aufgesaugt hat weiß, wie schwer es ist, griechisch zu lernen. Unser Freund Stefan, liebevoll Stefanaki genannt, ist so einer, der nicht nur ein Griechenland- Fan ist, sondern er könnte von Geburt her ein Grieche sein. Er singt und tanzt wie Zorbas und sein Herz geht auf, wenn er griechischen Boden betritt. Stefan bemüht sich redlich, griechisch zu lernen und ist inzwischen auch über das Servietten-Griechisch hinausgewachsen. Stets freundlich und immer mit einem netten Wort versuchte er, sich verständlich zu machen. Dabei bin ich ihm natürlich gerne behilflich, schade nur, dass er mir in der Beziehung nicht so recht vertrauen will. Warum wohl?
Vielleicht könnte es daran liegen, dass folgende Episode in unserem Freundeskreis die Runde machte: ein Bekannter, Sebastian, der nach Griechenland flog, wollte von mir einige Ratschläge. Ich sagte ihm, dass er, wenn er bei der Passkontrolle sei, dem Beamten auf Griechisch sagen solle: „Ich freue mich, Ihr schönes Land zu besuchten und wünsche Ihnen einen schönen Tag“. Ok, tatsächlich brachte ich ihm bei:
Ise aschimos ke echis ena spiri stin mitia,  was nichts anderes bedeutet als: Du bist hässlich und hast einen Pickel auf der Nase. Stefan, der diese Geschichte kannte, wollte nicht darauf reinfallen und passte auf wie ein Luchs. Aber eines Tages ergab sich die Gelegenheit, in Deutschland griechisch zu üben. Unser gemeinsamer Freund Christos hatte sich ein neues Auto gekauft und wir machten uns auf den Weg, ihn abzuholen, um gemeinsam essen zu gehen. Auf dem Weg dorthin fragte mich Stefan, wie er Christo zu seinem neuen Auto gratulieren solle und ich brachte ihm bei: Na to katourisoume. Was heißt das?  fragte Stefan misstrauisch. Ich antwortete: „Herzlichen Glückwunsch zum neuen Auto.“ Er übte den Satz fleißig.  Endlich erreichten wir Christo´s Haus. Stefan stieg aus, steuerte auf Christo zu, reichte ihm die Hand und sagte stolz: Na to katourisoume. Christos, etwas verdutzt, meinte auf Deutsch: Aber nur von außen bitte. Nach Sekunden des Stillseins schaute mich Stefan an und ich gestand, dass ich mich vertan hatte. Der Satz bedeutet nämlich nicht herzlichen Glückwunsch zum neuen Auto, sondern „lass es uns anpinkeln“. Ok, Stefan hatte daraus gelernt und mich nicht mehr als Dolmetscher angefordert. Er sagt immer noch, dass ich zwar ein guter Freund aber ein miserabler Übersetzer sei. Trotzdem möchte ich eine kleine Episode nicht unerwähnt lassen.
Zu viert, unsere Frauen fuhren mit, machten wir uns während eines Kreta- Urlaubs auf die Reise zur Lasithi- Hochebene. Die Frauen vorne und wir hinten im Auto freuten uns auf die schöne Fahrt. Im Dorf Potamies war es, glaube ich, als meine Frau bremsen musste, weil vor uns irgendein Eselskarren den Weg kreuzte. Eine nette Oma, weit über achtzig, die sich an ihrem Gartentürchen anlehnte, schaute uns an und Stefan, wie immer ein Gentleman, rief auf Griechisch: Na ise kala (lass es Dir gut ergehen). Die Oma, etwas schwerhörig, schaute erneut zu uns und krächzte: Ti thelis?  (Was willst Du?) Stefan schaute mich fragend an und ich soufflierte:   Tin prika sou, woraufhin er im akzentfreien Griechisch ihr zurief: Tin prika sou. Dieses hörte jedoch die Oma, hob ihren Stock in die Luft und humpelte schimpfend auf uns zu. Was sie sagte, konnten wir nicht mehr hören, weil meine Frau geistesgegenwärtig Gas gab und weiter fuhr. Da ich Über meine eigenen Witze am meisten lache, vergingen einige Augenblicke, in denen mich Stefan erwartungsvoll anschaute. Was hast Du wieder für einen Stuss von Dir gegeben? fragte er mich. Ich daraufhin: Nichts Schlimmes, Du hast auf ihre Frage ‚was willst Du?‘ geantwortet: ‚Deine Mitgift.‘
Was ich jetzt nicht verstehe ist, warum mich Stefan nie wieder bittet, etwas auf Griechisch zu übersetzen.
Kostas meinte zu dieser Geschichte lediglich: Lieber Gott wir haben nur ein Leben. Danke dass ich es als Grieche leben darf.

Der Strafzettel

Der Strafzettel

Schönes Studentenleben heißt nicht unbedingt viel Geld. Eher im Gegenteil. Studierende müssen oft jeden Cent umdrehen. Es ist bekannt, dass Studenten/innen zu den untersten Einkommensschichten in Deutschland gehören. Studierende, die 37% aller 19- bis 24-jährigen Deutschen ausmachen, sind also sehr vorsichtig, wenn es um den Geldbeutel geht.
Zwei dieser Studenten, ich sage nicht, dass einer davon mein Sohn Christopher und die zweite Person seine herzallerliebste Freundin Patricia ist, haben sich für die Herbstferien einen kleinen Kreta-Ausflug genehmigt. Zu dumm, dass die ersten der vier Tage die regenreichsten vier Tage der letzten sieben Jahre auf Kreta waren, aber die Zwei bringt nichts aus der Ruhe.
Man hat ja die Möglichkeit, Kreta kulinarisch besser kennen zu lernen.
Dann kamen die Sonnenstrahlen wieder und man(n) bzw. Frau beschloss, einen kleinen Ausflug mit einem Mietauto in den Süden zu machen. Da beide schon Kreta-Erfahrung haben wussten sie, dass Vorsicht immer die Mutter der Porzellankiste ist und somit war ein vorsichtiges und umsichtiges Fahren fest eingeplant. Zwar wird in Kreta überholt wo es nur geht und geparkt, wo nur ein Stückchen Erde frei ist und das Wort Straßenverkehrsordnung kann von keinem Autofahrer unfallfrei ausgesprochen werden, aber getreu dem Motto „doppelt die Augen auf“ ging es voller Selbstvertrauen los.
Hat auch alles wunderbar geklappt, bis man eine Ausfahrt verpasste. Mein Sohn, Halbgrieche eben, sagte sich, was andere können kann ich auch, überfuhr die durchgezogene weiße Linie und wendete. Und dann geschah es: wie in einem schlechten Film erschien plötzlich aus einem sehr guten Versteck ein Polizeiauto mit zwei netten Polizisten.
„Ihre Papiere bitte“, sagte der eine Polizist. Der andere roch an Christophers Atem, ob er angetrunken war. Sie sahen den Führerschein, lasen den Namen und aus der zunächst anfänglichen englischen Konversation wurde ein griechisches Palaver. Christopher machte den zwei Schutzheiligen der Straße klar, dass er leider kein griechisch sprechen könnte. Fast gleichzeitig nahm der jüngere Beamte einen großen Block, den er in der Hosentasche drei Mal gefalzt hatte, heraus und füllte einen Strafzettel aus.
In einem sehr guten Englisch teilte er mit, dass das Überfahren der doppelten Linie und die dreieinhalb Meter Abkürzung nicht gestattet wären. „Sind Sie froh, dass Sie Papadakis heißen“, sagte einer der der Beamten. „Nach den Vorschriften kostet Ihr Vergehen € 700.—Euro und drei Monate Führerscheinentzug. Aber Sie bekommen einen Strafzettel über 160.—Euro, und wenn Sie das innerhalb von zehn Tagen bezahlen, reduziert sich das Ganze auf 80.—Euro.“  Als Christopher zurück nach Heraklion kam und sein Erlebnis erzählte, sagte Kostas nur: „Sei froh, dass Du nicht Müller oder Maier heißt“ und fügte hinzu:
„Lieber Gott, wir haben doch nur ein Leben, danke dass ich es als Grieche leben darf.“

Das Seniorenhandy

Das Seniorenhandy

Unsere Gesellschaft wird immer älter, wer möchte schon jung sterben. So sind sogenannte Seniorenhandys im mitteleuropäischen Raum sehr oft zu finden. Auf Kreta jedoch nicht und so haben sich einige junge Leute zusammengeschlossen und wollten diese Idee auch in Griechenland verwirklichen. Die Arbeitslosenquote bei Jugendlichen unter Dreißig ist ja weit über 60 Prozent. Ältere Menschen, die sich ein kleines Sparpolster zugelegt haben, gibt es noch in einer übersichtlichen Zahl und so haben sich drei junge Burschen gesagt, was in Mitteleuropa möglich ist, kann auch auf Kreta funktionieren und arbeiteten an einem speziellen Funknetz für Seniorenhandys.Wo sehen wir hier Vorteile, fragt sich der iPhone-Nutzer bei uns. Die Seniorenhandys sind auf die Bedürfnisse der älteren Menschen ausgelegt. Große Tasten und ein großes Display sind wesentliche Merkmale. Und ganz wichtig: eine Notfallnummerntaste, die nicht zu übersehen ist. Notrufe können einfach und schnell durch Drücken einer einzigen Taste abgesetzt werden. Automatisch werden dann voreingestellte Rufnummern gewählt.Tante Filareti, bekanntlich 91 und noch rüstig, kam in den Genuss, eine der Testpersonen zu sein, die dieses Gerät für einen Monat unentgeltlich ausprobieren sollten.Es war ein Sonntag. An den Sonntagen ist sie stets bei ihrem Sohn Michalis, dessen Name nicht erwähnt werden kann ohne den Zusatz: „Nichtsnutz“. Sie passt da, wie wir schon mal gelesen haben, auf den Welpen Gucci auf. Filareti hatte sich für diesen Sonntag noch Katharina und Anna zum nachmittäglichen Pinacle-Spiel eingeladen. Die Damen saßen nun am Kartentisch, freuten sich, dass mal die eine und mal die andere gute Karten hatte, und da Gucci jung und verspielt an allem knabberte, was ihm zwischen die Zähne kam, nahm Filareti das Seniorenhandy, nachdem ihre zwei Freundinnen es bewundert hatten, und steckte es in ihre Kitteltasche.Sie hatte die Anweisung, das Handy immer bei sich zu haben, und wenn tatsächlich Gefahr für Leib und Leben in Verzug sei, solle sie den großen roten Knopf drücken. Eine nette Stimme würde ihr dann helfen. In Deutschland sind die meisten Seniorenhandys mit einer GPS Navigation versehen, in Griechenland noch nicht. Ein Seniorenhandy mit GPS kann zusätzlich für Sicherheit sorgen, da der Aufenthaltsort der betroffenen Person schnell über die Koordinaten des Standorts ermittelt werden kann.Wie funktioniert das Senioren-Handy auf Kreta?Auf Kreta sollte das System so funktionieren, dass wenn der Alarmknopf betätigt wird, bei einer Notrufzentrale das Signal eingeht, dort jemand das Gespräch entgegen nimmt und mit dem Senior direkt verbunden ist.Zur selben Zeit, fünf Kilometer entfernt in Heraklions Odos Trifitsou: Meine Cousine Eleni, die gerade heim kam, sah vor Filaretis Wohnung drei Polizisten, die an die Tür klopften und den Namen von Filareti riefen. Auf ihre Frage, was los sei, meinte einer der Beamten, dass man gerade in der Stadt einen Versuch mit Seniorenhandys mache und Filaretis Handy würde dauernd Alarm melden. Man müsste jetzt die Wohnungstür einschlagen, weil man ja nicht wisse, ob Gefahr besteht. Eleni öffnete mit dem Zweitschlüssel und die Beamten stürmten hinein, fanden jedoch niemanden.Eleni erklärte, dass Filareti sonntags bei Michalis sei, sie würde jedoch, weil sie auch nervös geworden sei, mitkommen. Alle stürmten nun zum Streifenwagen und rasten zum Mehrfamilienhaus von Michalis, wo sie mit quietschenden Reifen zum Stehen kamen. Sie sprangen aus dem Auto und läuteten im zweiten Stock Sturm, bis schließlich Filareti die Tür mit einem vor Schreck weißen Gesicht öffnete, weil auf einmal drei Polizisten und Eleni vor ihr standen. „Ist was passiert?“ fragte sie. „Nein,“ sagte Eleni, „aber Dein neues Handy hat Alarm gemeldet.“ Was war geschehen? Filareti hatte sich beim Kartenspiel auf eben dieses Handy gesetzt, und jedes Mal, wenn sie sich bewegte, schlug es Alarm.
Kostas meinte am Abend nur: „Lieber Gott, wir haben doch nur ein Leben, danke dass ich es als Grieche leben darf.“