Tante Filaretis Gebiss.

Tante Filareti lebt und residiert in Heraklion. Sie wohnt gegenüber unserem kleinen Häuschen und ist ein Unikum mit ihren 91 Lenzen.
Filareti, seit vierzig Jahren verwitwet, hat nur noch ihren Sohn Michalis. Ein Tagedieb, jedoch der letzte noch enge Verwandte, von uns Neffen abgesehen. Michalis, der den ganzen Tag den Geschäftsmann spielt, nimmt sich den Sonntag frei, um mit seiner Frau zu dem nahe gelegenen FKK Strand zu fahren und seinen ca. um siebzig Pfund übergewichtigen Körper zu präsentieren. Sonntags nun holt er am frühen Morgen seine Mutter ab, damit sie auf seinen wenige Wochen alten Welpen Gucci aufpasst. Tante Filareti erzählte uns am Folgetag, was sie beim Hundesitting erlebt hatte:
“Na sas po kati, ich habe mittags gekochtes Hähnchenfleisch gegessen, es gab auch Spaghetti, aber die waren mir zu lang. Ich habe also nur Hähnchen gegessen und mir mit einer Serviette den Mund abgewischt. Ich bin ja schließlich eine saubere Frau. Danach wollte ich mich etwas hinlegen und meine Fernsehserie anschauen, ihr wisst doch, diese Anwaltsserie mit der hübschen Anwältin. Ich legte mich auf die Couch, nachdem ich wie immer mein Gebiss herausgenommen und in die Serviette eingewickelt hatte.
Als ich zwei Stunden später aufwachte, wollte ich mir die Zeit etwas mit dem Knabbern von Sonnenblumenkernen vertreiben. Aber was soll ich Euch sagen, mein Gebiss war nicht mehr da. Ich sah, dass überall im Zimmer Papierfetzen waren. Sie führten zu der kleinen Sitzgruppe auf dem Balkon, dort wo Gucci am liebsten liegt. Ich entdeckte ihn dort und auch die Hälfte meines Gebisses. Mir ging ein Licht auf. In der Zeit, in der ich schlief, hat dieser Lump das Papierbündel mit meinem Gebiss genommen und damit gespielt, sicherlich hat er Hähnchen gerochen. Ich suchte die andere Hälfte meiner Zähne und fand diese nicht. Von 14:00 Uhr bis 18:30 Uhr, bis Michalis kam, heulte ich, weil ich in der ganzen Wohnung nicht die obere Hälfte meines Gebiss finden konnte. Wovon sollte ich ein neues kaufen? Als meine Schwiegertochter zurückkam und fragte, warum ich so traurig wäre, erzählte ich die Geschichte. Fast eine weitere Stunde dauerte die Suche, bis Michalis in einer abgelegenen Ecke mein Gebiss fand. Ich beschloss, mein Gebiss zu reinigen, widmete mich dem Rest des Films und erfreute mich an den Sonnenblumenkernen“. Alle amüsierten sich und mein Freund Kostas würde jetzt sagen: „Lieber Gott, wir haben doch nur ein Leben, danke dass ich es als Grieche leben darf.“

Homo Sapiens auf Kreta

Der begnadete niederländische Liedermacher Robert Long hat in den achtziger Jahren ein wunderschönes Lied geschrieben. Lasst mich einige Passagen zitieren:
 Sie is ne Frau und sie is ne Frau, die beiden sind ein hübsches Paar.
Die Wangen rot, die Augen blau, sie sind solide nicht kokett,Katholisch,
fleißig und adrett, 
sie schlafen Nachts im selben Bett
Da treiben sie es lieb und nett
Er is n Mann und er is n Mann, 
sie teilen eine Wohnung und was man halt sonst noch teilen kann,
sie lieben sich schon jahrelang Sie kümmern sich um ihren Kram Was soll’s, ein Mann liebt einen Mann,
was geht denn das die andern an
Er is ne Frau und sie is n Mann, auch wenn es ungewöhnlich ist
Das soll es geben dann und wann, 
Sie leben als ein Ehepaar Sie sagen zu einander „ja“ Ist so etwas nicht wunderbar.
Die gleichgeschlechtliche Liebe im antiken Griechenland ist im Allgemeinen bekannt. In der heutigen Zeit hat sich die Toleranzgrenze nach oben verschoben, in vielen Teilen Kretas jedoch werden Homosexuelle immer noch belächelt, da sich so manch einer durch ein tuntenhaftes Verhalten  selber ins Abseits versetzt. Uns, die wir im Herzen Europas leben, ist es schnurzpiepegal, ob er mit ihm oder sie mit ihr. Trotzdem erinnern wir uns lebhaft an den Julitag vor zwei Jahren in Heraklion, in der Odos Trifitsou gegen 15:00 Uhr, als ein für diese Uhrzeit ungewöhnlich hoher Lärmpegel in der Gasse zu hören war. Man sah ältere Frauen im Nachthemd, Kinder nur in Unterhosen, Männer mit blankem Oberkörper, die aus den Fenstern schauten oder auf die Straße rannten um zu sehen, was überhaupt los sei. Ich war natürlich auch dabei. Jemand schrie nach der Polizei, ein anderer schimpfte, man solle doch ruhig sein, ein dritter fluchte lauthals. Am Ende der Trifitsou, dort wo die Straße Pediados anfängt, befand sich ein  größerer Pulk von Menschen, mittendrin ein junger Mann namens Manolis, Mitte zwanzig, der auf ein Auto einschlug. Ok, er schlug nicht, sondern tätschelte die Motorhaube: „Ich schlage dich, ich schlage dich“, waren seine Worte und er „drosch“ weiterhin  so auf die Motorhaube ein, dass noch nicht einmal ein Wattebausch etwas gespürt hätte. Der Grund seiner Aufregung war, dass  jemand sein Auto so nah an der Eingangstür unseres Freundes geparkt hatte, dass dieser nicht in die Wohnung hineingehen konnte. „Ich schlage dich, ich schlage dich, auch wenn Du so eine schöne Farbe hast“,  hörte man den Mann mit schriller Stimme schreien. Inzwischen hörte ich, wie Nachbarn, die heraus gekommen waren, sich darüber unterhielten, dass das besagte rote Auto dem Exfreund unseres Hauptdarstellers gehörte, der ihm einen Streich spielen wollte und sein Auto so geparkt hatte, dass dieser Schwierigkeiten hatte, in die Wohnung zu gelangen. „Ich schlage dich, ich schlage dich“, war erneut zu hören, bis eine sehr männliche Stimme Einhalt gebot. Ein Polizist auf einem Motorrad war vor Ort, erfasste das Geschehene, setzte sofort seinen Helm wieder auf und  schloss das Visier, damit man nicht sehen konnte, wie er ebenfalls den erbosten Geschädigten auslachte. Als der Polizist sich wieder gefasst hatte, gebot er der Menge – inzwischen waren weit über zwanzig Menschen vor Ort-,  wieder in ihre Häuser zu gehen. Unser Freund ließ sich nach einigen Worten des Polizisten beruhigen, und nachdem man das rote Vehikel, dass ohne Handbremse geparkt hatte, mit vereinten Kräften einige Meter weiter geschoben hatte, konnte unser Freund die Wohnung betreten, nicht ohne einen bösen Blick dem Auto zugeworfen zu haben. Als wir im Jahr darauf wieder in Heraklion waren und nach dem brutalen Autoschläger fragten, sagte uns Kostas, dass er umgezogen sei. Er hätte sich mit seinem Exfreund wieder vertragen und sie haben sich gemeinsam in der Nähe des Hafens eine kleine Wohnung gekauft. Wahre Liebe ist doch dauerhaft. Kostas und ich trinken jedes Jahr ein Glas Raki auf das Wohl von Manolis und stoßen mit dem Trinkspruch von Kosta an: Lieber Gott, wir haben doch nur ein Leben, danke dass ich es als Grieche leben darf.

Tante Anna und das Baklava

Mediziner warnen, Wissenschaftler zerbrechen sich den Kopf, Tatsache ist jedoch, dass über acht Millionen Diabetiker in Deutschland zu finden sind. Experten gehen sogar davon aus dass…. lasst mich jedoch nicht wissenschaftlich werden sondern das wiederholen, was mein Hausarzt vor nicht allzu langer Zeit sagte. Jeder bekommt Altersdiabetes, es kommt jedoch auf jeden selbst an, ob dieses früher oder später geschieht. Fakt ist, dass ich auf meinen Arzt höre und ich sehr vorsichtig damit verfahren würde, wenn es nicht das Baklava gäbe. Seine Herkunft ist unter Süßspeisenhistorikern umstritten, aber was mich anbelangt ist klar, dass Baklava zum ersten Mal in Griechenland entstand. Da ich nun Baklava sehr sparsam  genieße, war ich überglücklich, als wir beschlossen, Tante Anna in Potamies zu besuchen. Durch den Bau eines Staudamms und durch diverse Umleitungen, erreichten wir das Dorf nach einer dreiviertel Stunde Fahrt von Heraklion aus. Als Mitbringsel hatten wir von der Konditorei Savoidakis (Schleichwerbung) einen Süßigkeitenkarton zusammengestellt. Baklava gehörte natürlich dazu. Wir wollten die Gelegenheit nutzen, auch das Grab von Onkel Stathis zu besuchen, der vor zwei Jahren verstarb.Drei Jahre zuvor waren wir schon mal im Dorf und so konnte sich meine Frau an Einzelheiten erinnern, bis wir zur Dorfmitte kamen und nicht weiter wussten. Vor einem Kafenion saßen einige alte Männer, jeder benötigte drei Stühle. Ich fragte nach Anna M. und einer schaute mich fragend an, der zweite meinte, das sei doch die Anna von Stathis, und alle nickten. Sie zeigten uns den Weg und wir erkannten, nachdem wir in der richtigen Straße waren, das alte Häuschen sofort wieder. Den Karton mit Baklava auf dem Rücksitz und die Freude, Tanta Anna zu sehen und ein Stück Leckeres zu essen, parkte ich vor einem Nachbarshaus, aus dessen Fenster eine alte Frau schaute. „Wo wollt ihr hin?“ fragte sie und wir sagten:  zu Anna M. und ob wir hier parken dürften. „Klar“ antwortete sie, mein Sohn kommt erst am Freitag wieder, heute ist ja Montag. Sie machte uns noch darauf aufmerksam, dass wir kräftig an die Tür klopfen sollten, Anna sei etwas taub. Wir klopften an die Tür, zunächst etwas zaghaft, dann schon so laut, dass eine (etwas Taube) dieses hören könnte. Nichts!  Zurück zum Auto fragte ich die Frau, inzwischen waren zwei weitere dazu gekommen, ob sie wüsste, wo Anna wäre. „Wer bist Du?“ fragte sie. Ich erklärte, ich wäre ein Neffe, der in Deutschland lebt und der mit seiner Frau sowohl Tante Anna als auch das Grab des Onkels besuchen wollte. Die Frau sagte, dass Anna jeden Tag dreiviertel Stunden zu Fuß zum Friedhof geht und natürlich auch dreiviertel Stunden zurück, und dass sie, wenn sie nicht zuhause oder beim Friedhof sei, alle zwei, drei Wochen ihre Schwester besuchen würde, die am Ende des Dorfes im letzten Haus auf der linken Seite wohnte.Man zeigte uns den Weg zum Friedhof und dort angelangt sahen wir lediglich eine Frau, die einen Marmorstein polierte, sichtlich nicht Tante Anna. Als wir fragten, ob sie wüsste, wo das Grab von Stathis wäre, zeigte sie uns den Weg und so konnten wir meinem Onkel Stathis, dem alten Korea- Veteranen, noch einmal die Ehre erweisen. Zurück zum Haus war Anna immer noch nicht zurück, und so hängten wir die Tüte mit dem Karton mit Baklava und sonstigem an die Türklinke und sagten der Nachbarin, die immer noch am Fenster zu sehen war, sie solle doch bitte Tanta Anna sagen, dass wir da waren. Niko aus Deutschland, wiederholte ich. „Aber geht doch zu Maria, Anna kann nur dort sein, sie ist bestimmt traurig wenn ihr geht ohne sie zu sehen.“ Die Gelüste nach einer Portion Baklava waren groß, aber bei ganz fremden Leuten an die Tür klopfen…. meine mir innewohnende mittel-europäische Zurückhaltung verbot es mir. Wir fuhren zurück mit der Erkenntnis, dass hier in diesem Fünfhundert- Seelen- Dorf jeder für den Anderen da ist und dass jeder über den Anderen alles weiß. Einerseits nachdenklich, andererseits froh, dass Tante Anna, die  allein im Häuschen lebt, durch die Dorfgemeinschaft nicht einsam ist. So verschmerzte ich das nicht verspeiste Baklava.
Wie sagt doch Kosta: Lieber Gott, wir haben doch nur ein Leben, danke dass ich es als Grieche leben darf.

Spinalonga mit Gioulika

Für jeden, der nach Kreta kommt, gehört ein Besuch der ehemaligen Leprainsel Spinalonga zu einem Muss. Anfang des 20sten Jahrhunderts bis Mitte der fünfziger Jahre war Lepra eine unheilbare Krankheit und jeder, der nach Spinalonga gebracht wurde, wusste, dass sein Urteil „lebenslänglich“ lautete.
Lange habe ich mich erfolgreich davor gedrückt, Spinalonga zu besuchen, bis wir die griechische Fernsehserie „To Nisi“ (Die Insel) auf DVD erhielten. Diese Serie, die nach dem Roman von Victoria Hislop gedreht wurde, beeindruckt nicht nur durch die phantastische Regie von Theodoris Papadoulakis, sondern auch durch eine große Anzahl Charakterdarsteller, von denen ich nur die am 03.Okt.1981 in Kalamata geborene Gioulika Skafida hervorheben möchte. Man vergleicht sie mit der jungen Melina Mercouri, man sucht Vergleiche mit Greta Garbo, Sissy Spacek, Faye Dunaway, Anjelica Huston, Meryl Streep oder Romy Schneider. Ich bitte die Leser dieser Kolumne, sich selber ein Bild von dieser großartigen Darstellerin zu machen.
Zurück zur Insel, erlebten wir Ende Juli einen Ansturm von Menschen und wie es sich gehört, war das kleine Kafenion geschlossen. Jemand meinte, dass die Konzession abgelaufen wäre und gemäß einem neuen Gesetz die Gewährung einer neuen einige Monate dauern würde. Gefühlte 40 Grad, müde und ausgelaugt und nichts zum Trinken dabei, suchten wir nach etwas Flüssigem. Einige, sicherlich schlauer als wir, hatten kleine Wasserflaschen dabei (Kostas geht nie ohne Wasserflasche aus dem Haus), wir jedoch dachten (ich in erster Linie): wo ein Flecken Erde in Griechenland frei ist, ist auch ein Kiosk in der Nähe. Pustekuchen!Unser Aufenthalt auf der ehemaligen Leprainsel war begleitet von unseren noch so lebhaften Eindrücken der Fernsehserie. Wie sahen, wie die Figur Maria, gespielt von Gioulika Skafida von ihrem Vater Kostas zur Insel gebracht wird. Wir sahen sie durch den gut zehn Meter langen Tunnel  zur Krankenstation gehen. Wir lauschten dem vertonten Text von Adriana Bambali „Ise esi o anthropos mou“  (Du bist mein Mensch) und erinnerten uns an das kleine Gedicht von Epamonidas Remundakis, der die „Brüderschaft der Kranken von Spinalonga“ gegründet hatte.
Du gehst die Wege von Spinalonga
Halt inne und lausche deinem Atem
Aus einer Ruine irgendwo in der Nähe
Hörst Du den Klagegesang einer Mutter,
einer Schwester oder das Stöhnen eines Mannes
Lasse zwei Tränen entrinnen
Und Du wirst Millionen Tränen glänzen sehen
Die denselben Weg gegangen sind
Den du heute gehst.
Wir sahen, wie Maria ins Haus ihrer verstorbenen Mutter begleitet wird ……und der Tagtraum wurde durch spanische Schreie begleitet, von japanischen Fremdenführern und einer serbokroatisch sprechenden Besuchergruppe unterbrochen. Bei meiner Frau und Tochter bemerkte ich eine leichte Erschöpfung, die durch den Mangel an Flüssigkeit sich nicht unbedingt als stimmungserhellend bemerkbar machte. Nach sicherlich unzähligen Minuten kam endlich das kleine Boot, das uns zurück nach Plaka bringen sollte. Plaka ist der ca. 750m entfernte kleine Hafen, von dem aus die Boote nach Spinalonga abfahren. Aber kaum hatten wir uns versehen, war eine lauthals artikulierende Gruppe italienischer Touristen da und das Boot war voll. Ich erhaschte noch die Info, dass das nächste Boot in ca. zehn Minuten kommen würde. Jeder, der müde und durstig sich der prallen Sonne ausgesetzt hatte, war enttäuscht. Da half auch nicht, dass ich an Maria aus „To Nisi“ dachte, die uns vielleicht jetzt ein Glas klares Wasser bringen könnte. Aber da sah ich das nächste Boot kommen und wieder drängte sich eine Ansammlung von Menschen dem Steg zu. Ich voran, bin ja ein erprobter Kämpfer, hinter mir meine Frau und meine Tochter Nina. Das kleine Boot füllte sich erschreckend schnell mit Menschen und der Unterarm des Kapitäns senkte sich wie eine Schranke direkt vor mir. „Boat complete“ stotterte er auf Englisch. Ich dachte mir, warum mache ich es nicht wie die Griechen und rief dem Kapitän zu: „Meine Tochter Maria ist schon auf dem Boot, bitte trenne uns nicht“. Und da geschah das Wunder: Der Kapitän schob zwei Norweger, die schon beim Einsteigen  waren, zurück und winkte uns herein. Begleitet von norwegischen Flüchen betraten wir das Boot. Als wir wenige Minuten später in Plaka das Boot verließen und jeder den Inhalt einer eisgekühlten Dose Cola in sich hatte, bedankte ich mich bei der imaginären Maria.
Mein Cousin Kostas würde  jetzt sagen: Lieber Gott, wir haben doch nur ein Leben, danke dass ich es als Grieche leben darf.

Konzertsommer in Kreta

Kretasommer – Konzertsommer
Freude pur………….. denkste……
Die griechische Seele ist voller Musik und so haben wir uns in diesem Sommerurlaub in Heraklion  vorgenommen, Musikkünstler zu erleben und die Rhythmen zu genießen. Sei es Thanos Mikroutsikos oder Rita Antonopoulou, Giannis Kotsiras, Dimitra Galani, Natascha Bofiliou, Kostas Hatzis und Marinella.
Stufe1: Vorfreude
Mein Gott, Mikroutsikos keine drei Meter entfernt, der doch so vieles von Biermann und Brecht vertont hat, Kotsiras mit seiner klaren Stimme, dessen Griechisch sogar von einem Nichtgriechen verstanden wird, oder Dimitra Galani und Marinella, die mit 62 bzw. 75 rocken wie der junge Elvis, oder Kostas Hatzis, der mit seinen Liedern Schuld daran ist, dass ich, obwohl in Deutschland aufgewachsen, der griechischen Sprache mächtig bin.
Stufe 2 : Einlass
Jeweils eine Stunde vor dem Konzert ist  Einlass  und so haben wir uns wie viele andere auch angestellt, um so weit wie möglich vorne zu sitzen, da die Karten nicht nummeriert waren.
Stufe 3 : Sitzordnung
Die Stunde warten hatte sich gelohnt, wir saßen weit vorne, das Freilufttheater war ausverkauft. Wir hörten, dass jemand sagte,  die Show würde etwas später beginnen, da noch viele Leute rein wollten. Das war uns nicht fremd, vor einigen Monaten hat eine Show in einem Athener Club auch fast 80 Minuten später angefangen, aber wir sind ja in Griechenland und Zeit heißt in diesem Fall längere Vorfreude. Ursprünglicher Konzertbeginn 21:30, der Sommerwind macht das Warten erträglich und auf einmal der Lärm einer Armada von Menschen, nicht mit Schwertern oder sonstigen Waffen, sondern mit Plastikstühlen, Getränkeflaschen, Tüten mit Sporia und Chips bewaffnet, die nach vorne stürmten und ihre Stühle vor uns platzierten. Wir saßen somit statt in der ersten Reihe auf einmal in der siebten. Immer noch gut, sagten wir, bis die nächste Flotte der Zuhörer kam und, da für Stühle kein Platz mehr da war, sich einfach vor uns stellte. Ich gebe zu, ich habe für einen kleinen Augenblick Mikroutsikos wirklich aus drei Metern Entfernung gesehen, und die Schuhe von Natascha Bofiliou waren auch sehr schön.
Wie sagt jedoch mein Cousin Kostas: Lieber Gott, wir haben doch nur ein Leben, danke dass ich es als Grieche leben darf.

Schlaflos in Heraklion

Schlaflos in Heraklion

Tante Filareti hat einen hochmodernen Kühlschrank. Er hatte seinerzeit, als er „hochmodern“ war, 260.000 Drachmen  gekostet. Leider hatte ein dreistündiger Stromausfall dazu geführt, dass Filareti nicht schlafen konnte. Nach dem Ende des Stromausfalls wollte besagter Kühlschrank einfach nicht die gewünschten Minusgrade erreichen. Hochmoderne Kühlschränke sind halt so. Am frühen Abend zeigte er Minus 3 Grad an, am späten Abend Minus 6 Grad. Sie wollte wach bleiben, bis die Anzeige Minus 18 Grad zeigt, damit sie einen Knopf betätigen kann, der dazu da ist, die Temperatur zu stabilisieren. Sonst würde dieser hochmoderne Kühlschrank sich mit seiner Temperatur immer weiter nach unten bewegen.
In den frühen Morgenstunden jedoch schlief die Tante ein. Als sie erwachte, las sie voller Schreck auf der Anzeige Minus 25 Grad. Also Stecker raus und warten bis……….. so war sie den ganzen Tag müde und weniger gut gelaunt. Dass dumme daran war, dass sie die Nächte zuvor auch nicht gut geschlafen hatte, weil eine kleine Maus, die sich später als ausgewachsene Ratte entpuppte, ihr den Schlaf raubte.
Am ersten Tag stellte sie eine Mausefalle auf und als Köder diente ein Stück Hartkäse. Nachbarin Katharina meinte am Folgetag, dass eine Mausefalle zu wenig wäre und sie brachte eine zweite. Katharina meinte, dass heutzutage die Mäuse zwar schlau sind, aber nicht mit einer Zweitfalle rechnen. Eine andere Nachbarin sagte, nachdem auch der Trick mit der zweiten Falle kein Erfolg brachte, dass Mäuse überlistet werden müssen. Der Köder, Kefalotiri war es, sollte leicht angebraten werden. Als ich den Vorschlag unterbreitete,  das Ganze mit etwas Petersilie zu verzieren, meinte Filareti nur: “Du mit Deinen deutschen Ideen.“
Es war weit nach Mitternacht. Wir saßen noch mit Freunden im Hof. Filareti hatte sich eine Stunde vorher verabschiedet, weil sie müde war. Ein greller Schrei war zu hören. Filareti kam, lediglich mit einem rosafarbenen Trägernachthemd bekleidet ans Fenster und schrie: „Ich habe sie gefangen, ich habe das Biest. Kosta komm und entsorg dieses Teufelsding.“  Kostas, fast so mutig wie ich, wenn es um Mäuse geht, musste noch Wein einschenken und hatte keine Zeit. Ich musste auf einmal gaaaanz dringend zur Toilette. Michalis, der Sohn von Filareti, hat dann am Folgetag die Ratte entsorgt. Filareti hatte im Wasserkocher Wasser erwärmt und das siedend heiße Nass über die Ratte gegossen. So konnte sie in dieser Nacht ungestört schlafen.
Kostas meinte nur: „Lieber Gott, wir haben doch nur ein Leben, danke dass ich es als Grieche leben darf.“